Die Frakturschriften

Zu Beginn des 16. Jh. entwickelten sich unter dem Einfluß von Kaiser Maximilian I. (1459-1513) an seinem Hofe durch namhafte Künstler und Schriftgestalter aus der Gotischen Schrift des bestehenden Buchdrucks über die „Vorfrakturen” die erstmalig vollständige Frakturschrift als Druckschrift. Die beilspielhaft zu nennenden Druckausgaben des Gebetbuchs für Kaiser Maximilian I (1513) und der „Theuerdank” (1517) vereinen als Vorfraktur noch nicht alle Merkmale der Frakturschrift. Erst im Zusammenwirken von Johann Neudörffer d. Ä. mit Albrecht Dürer und dem Stempelschneider Hyronimus Adreä fand über den „Triumpfwagen” (1522) und der „Ehrenpforte” in den theoretischen Werken Dürers ab 1525 (Unterweisung der Messung …) die vollständige Ausprägung der Frakturschrift ihre Anwendung.

Merkmale der Frakturschrift:

1. Die Kleinbuchstaben (Minuskeln)

  • Bei diesen Figuren sind bei Buchstaben mit Oberlänge mehr oder weniger künstlerisch gespalten.
  • Die ehemals gotischen Quadrangel auf der Schriftlinie sind schwungvoll gebogen, teilweise mit ausladendem Haarstrich unter die Schriftlinie gestaltet.
  • Die senkrecht verlaufenden Schäfte der Figuren werden künstlerisch geschwungen. Selbst bei Buchstaben mit offenen und geschlossenen Punzen werden diese unrund und ästhetisch geformt.
  • In der weiteren Schriftentwicklung wurden Schlußbuchstaben gestaltet, deren weite Schwünge innerhalb der Lineatur die Leerräume füllen.

2. Die Großbuchstaben (Majuskeln)

  • Auffälliges Merkmal sind die sogenannten „Elefantenrüssel”, die als bauchiggeschwungener Buchstabenanfang der Majuskel ein weich gestaltetes Äußeres verleihen.
  • Ebenso wie bei den Minuskeln sind die Buchstabenschäfte künstlerisch und vielfältig geformt mit Tendenzen zum Zierbuchstaben.

Die Frakturschrift löste bereits nach etwa 50 bis 60 Jahren die zuvor übliche „Schwabacher Schrift” ab, und fand sie durch hervorragende Schriftkünstler – trotz des gährenden Schriftstreits zwischen ihr und der Antiqua – bis zum Jahre 1941 als „deutsche Schrift” eine großartige Weiterentwicklung und Vielfältigkeit. Der politisch entschiedene Sieg der Antiqua veranlaßt trotzdem noch Schriftkünstler in der Gegenwart (und Zukunft) weiterhin echte Frakturschriften zu gestalten und zu digitalisieren. Heute stehen den etwa weltweit existierenden 1.200 echten Frakturschriften schätzungsweise 30.000 Antiquaschriften gegenüber.

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