Die Schwabacher Schrift

Mit dem sich rasant verbreitenden Prozeß der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Metallettern im Jahre 1451 und dem Tod des Erfinders, Johann Gensfleisch zu Laden, genannt Gutenberg, im Jahre 1468, waren seine Gesellen vom Eid des Schweigens zur Produktionsweise des Buch- drucks befreit und sie verbreiteten diese komplexe Herstellung ganz schnell in großen Teilen Europas. Die Stempelschneider schnitten aus der bis dahin üblich verwendete Textura und „Rotunda” – die seit dem 13. Jahrhundert verwendete norditalienischen Minuskelschrift als Weiterentwicklung aus der „Beneventana” – etwa ab 1475 die Schwabacher Schrift. Anton Koberger verwendete sie 1493 für seine „Schedel´sche Weltchronik”. Auch als Schrift der Reformation in den Flug-, Streit- und Schmähschriften war sie bis Mitte des 16. Jahrhundert die verbreitetste Druckschrift im deutschen Schriftraum. Die irrige Auslegung, sie wäre im Städtchen Schwabach gegossen worden, wird durch den Augsburger Wiegendruck des Johannes Bämler im Jahre 1472 widerlegt. Auch die Schwänke, Fastnachtspiele, Fabeln und Parabeln des Hans Sachs zu Nürnberg wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Schwabacher Schrift gedruckt.

Merkmale der „Alten Schwabacher” Schrift:

  • die Minuskeln dieser Schrift haben überwiegend an Stelle der gotisch-strengen Gitterstruktur ausgeprägte Rundungen; sie wirken – einzeln betrachtet – derb-einfach aber gut für jedermann lesbar.
  • bedingt durch diese Rundungen ergibt sich eine größere Laufweite gegenüber den Gotischen Schriften;
  • auffällig ist das überstellte „e” bei den Umlauten, die in dieser Form erst durch die Einführung der Umlaut-Striche abgeschafft wurden;
  • die doch recht selten im Druck verwendeten und neu geformten Majuskeln sind ebenso deutlich gerundet;
  • herausragendes Kennzeichen dieser Schrift sind das oben gekreuzte kleine „g” und das große „H”.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Schwabacher nach rund 60jähriger Anwendung durch die Frakturschrift verdrängt. Lediglich als Auszeichnungsschrift in Kombination mit anderen Schriftarten fand sie noch Anwendung. Etwa ab 1870 und bis in das 20. Jahrhundert hinein ist die Schwabacher in Anlehnung an die alten Schriftformen durch namhafte Schriftkünstler als „Neue Schwabacher” zu neuer Blüte entwickelt worden. Die zuvor benannten Merkmale der „Alten Schwabacher” sind den Formen der „Neuen Schwabacher” des 20. Jahrhunderts gewichen. So ist das überstellte „e” durch Umlautstriche ersetzt worden und das oben gekreuzte „g” ist an die neuen Figuren –mit Ausnahme bei der „Heinrichsen Schwabacher” – angepaßt worden. Die Versalie „H” wurde zumeist in ihrer ursprünglichen Form beibehalten. Der einst derbe und auch holzschnittartige Charakter wurde dem Geschmack der Gründerzeit geglättet.

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